Wir haben dieses Jahr nicht annähernd das geschafft, was wir vor Augen hatten, als wir anfingen. Da hatten wir in unserer Ungeduld einige Bäume aus dem Gelände der nahegelegenen Erddeponie geholt, um sie im Land einzupflanzen, damit schon bald etwas Wald zu sehen ist über das wir uns freuen können und das und uns motiviert….. Es folgte eine Zeit der Trockenheit, die die meissten Bäume nicht überstanden haben.
Eine Eibe, die wir ins Land gepflanzt haben wurde von Rehen so angeknabbert, dass sie fast eingegangen wäre, wenn wir sie nicht mit einem Rehverbissschutzzaun versehen hätten. Wir beschlossen also, dass wir zuerst einen Zaun um die ganzen 7000 m³ ziehen müssen, um die Rehe fernzuhalten.
Natürlich ist das Material für so einen Zaun sehr teuer und so baten wir um die Mittel, es kaufen zu können. So, wie wir um einen Trekker gebeten hatten, der dann auch zu uns kam und einen Bagger, den wir ebenfalls bekommen haben. Dafür war zum richtigen Zeitpunkt das Geld da und die maschine, die unseren Vorstellungen entsprach konnten wir günstig ersteigern.
So warteten wir nun auch auf eine eben so günstige Gelegenheit, einen Zaun bauen zu können…..
Sie kam nicht, im Gegenteil! wir konnten zwar einige Bäume und Sträucher kaufen, als es Herbst wurde und die richtige Zeit, um zu Pflanzen, aber das wars dann auch schon. Unser Geld wurde sogar so knapp, dass wir nicht einfach Lebensmittel kaufen gehen konnten, sondern nur das absolut notwendigste, um nicht hungern zu müssen.
Zwischenzeitlich hatte ich schon das Gefühl, die Geister unseres Landes wollten nicht, dass das Gelände von einem Zaun begrenzt wird und fragte anlässlich einer Schwitzhütte einen der Schmanen, die anwesend waren, ob das so sein könne. Ja, sicher, meinte er, aber man könne mit den Geistern verhandeln. So hatte ich auch dies versucht, und versprochen, dass der Zaun verschwinden würde, wenn die Obst- und Wildobstbäume so weit wären, dass die Rehe ihnen nicht mehr schaden könnten. Ändern tat sich nichts…..
So trauten wir uns nicht, die Bäume, die inzwischen in grossen Töpfen auf der Terasse standen, weil Rehe auch direkt am Haus die Pflanzen anfraßen, ins Land zu pflanzen.
Schon mal eine Schnecke geküsst? Diesen Satz fand ich irgenwo im Internet, wo der Autor des gleichnamigen Buches riet, es zu lesen, weil es viele Probleme mit sogenannten Schädlingen behandelt und Lösungen anbietet. In Kooperation mit der Natur schrieb Eike Braunroth in seinem Buch, gäbe es keine Probleme mit denen, die wir Schädlinge oder Unkraut nennen.
Beim Lesen des von Eike geschriebenen Buches hatten wir dann auch wieder mal einige, wie wir sie nennen, AHA-Erlebnisse. Wir lebten immer schon in friedlicher Gemeinschaft mit Hornissen, Wespen und Ameisen in unserem gemeinsamen Lebensraum zusammen. Schnecken kamen dazu, als ich einmal Schneckenkorn, wenn auch nur einige wenige Körner gelegt hatte und eine Schecke sterben sah. Der Anblick hat mich so erschüttert und mir so weh getan, dass ich geweint habe und versprach, dass nie wieder eine Schnecke durch mein wissentliches Tun sterben soll. Seit diesem Zeitpunkt haben die Schnecken keine Pflanze mehr angerührt, die ich gesäht oder gepflanzt hatte ausser denen, die nicht wachsen wollten. Als wir das Buch von Eike Braunroth gelesen hatten, wurde uns bewusst, WARUM. Alles in der Natur reagiert nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Wenn sich die Schecken nun von uns nicht mehr bedroht fühlen, weil wir ihr Recht auf Leben an er kennen und sie vorbehaltlos lieben, können sie in Frieden mit uns leben und lassen uns auch unsere Lebensmittel. Sie unterstützen uns sogar und kooperieren MIT uns, indem sie nur krankes und schwaches transformieren.
Ja, wenn das so ist, brauchen wir auch keinen Zaun…. und so beschlossen wir, das Gelände nicht mit einem Zaun zu umgeben, der die Rehe daran hindern würde, ihren Lebensraum zu nutzen. Nun haben wir auch die Obst- und Wildobstbäume ins Land gepflanzt und sie mit einem Hinweis für die Rehe versehen, der ihnen signalisieren soll, dass diese Bäume noch unter unserem Schutz stehen. Wir bitten die Rehe darum, die von uns gepflanzten Bäume nicht anzuknabbern und versprechen, dass sie sich auf dem Land frei bewegen können und sich zu nehmen, was sie brauchen.
Es war am Tag der Wintersonnenwende, als wir morgens mit einem Cappuccino im Bett saßen und uns darüber unterhielten, dass wir eigentlich ja erst das Gelände gründlich da “aufräumen” wollten, wo die Obstwiese entstehen soll. Das heisst, alle Brombeersträucher entfernen und was da sonst noch ausser Gräsern so wächst, dass eine “ordentliche” Wiese zu sehen ist. Wir hatten es aber nicht geschafft, diese Arbeiten auszuführen, denn es war auch einfach zu viel. Wohl hatten wir die Zufahrt zum Gelände und dort, wo der Weg zu unserem Haus angelgt werden soll, soweit frei machen können, dass nun begonnen werden kann, den Weg anzulegen. Und doch hatten wir die Obstbäume einfach in die Wildnis, da wo Platz war, eingepflanzt. Sie stehen zuwischen Brombeeren, schwarzen und Traubenhollundersträuchern und sind so auch vor allzu kalten winden und anderem geschützt. Als uns diese Tatsache klar wurde, fanden wir das plötzlich auch ganz in Ordnung so und wussten, die Natur regelt das schon auf ihre Weise. Wir müssen einfach unseren anerzogenen falschen Ordnungssinn vergessen, der Natur trauen zumal wir versprachen, dieses Stück Land der Natur zurück zu geben und nur da einzugreifen, wo wir unsere Nahrung anbauen wollen. Diese Erkenntnis wirkte auf uns sehr befreiend, wir waren glücklich und beschossen, dass wir nicht überall eingreifen mit unserem naturfremden Sinn für Ordnung.
Am nächsten Tag, der erste Tag nach der Wintersonnenwende, schien die Sonne, nachdem vorher den ganzen Tag der Nebel geblieben war. An diesem sonnenreichen Tag kam durch ein neues Projekt von Udo so viel Geld zu uns, dass wir endlich aufatmen konnten……… Wir können einfach nur DANKE sagen, in Demut der weisen Führung trauen und unseren Weg weiter gehen!